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Die Halacha, Aggada.....
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Meine Schafe hören meine Stimme :: UNSER FORUM und Seine Themen :: UNSER FORUM und Seine Themen :: Judentum/Christentum/ Erklärungen
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Über die Bedeutung der Gebote im Judentum
von Helmut Foth
In der großen Gottesrede in Deuteronomium 30 ist ein wesentlicher Kerngedanke jüdischen Glaubens enthalten:
"Siehe, ich habe dir heute vorgelegt das Leben und das Gute, den Tod und das Böse. Wenn du gehorchst den Geboten des HERRN, deines Gottes, die ich dir heute gebiete, daß du den HERRN, deinen Gott, liebst und wandelst in seinen Wegen und seine Gebote, Gesetze und Rechte hältst, so wirst du leben und dich mehren, und der HERR, dein Gott, wird dich segnen in dem Lande, in das du ziehst, es einzunehmen" (Verse 15+16) .
Jüdischer Glaube möchte Gott nicht seinem Wesen nach, sondern von seinen Menschenbeziehungen her verstehen. Gottes Wort hören und ihm in der Nachfolge tätig antworten, darauf kommt es an. In der alltäglichen Lebenspraxis will Gott verstanden werden. "In Gottes Fußstapfen treten" kann es dann an anderer Stelle heißen: "Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was Gott bei dir sucht: nichts anderes als Gerechtigkeit tun, Freundlichkeit lieben und aufmerksam m i t g e h e n mit deinem Gott" (Micha 6,8). Darum ist es ein großes christliches Missverständnis, als ob Juden durch das Halten der Gebote Gottes sich eine himmlische Belohnung verdienen könnten. Hier ist wohl durch die gravierende lutherische Interpretation der Gnadenlehre und Gesetzeskritik des Apostels Paulus Jahrhunderte lang eine Sicht des Judentums festgeschrieben worden, die jedoch dessen Selbstverständnis verfehlt.
Glaube im Judentum verlangt ethisches Verhalten und drückt weniger Sehnsucht nach Erlösung aus. Die ethische Verpflichtung heißt auf Hebräisch Zedaka, was Gerechtigkeit und Frömmigkeit in einem bedeutet. Der sie ausübt, ist der Zaddik, der Fromme, eben aufgrund seiner dem Mitmenschen erwiesenen Gerechtigkeit. "Der Gerechtigkeit, der Gerechtigkeit jage nach" (Dtn 16, 20.).
Das Judentum ist trotz fürchterlicher Verfolgungskatastrophen am Leben geblieben, weil es die Gebote seines Gottes gehalten hat. Insofern ist das Festhalten an den Satzungen und Weisungen Gottes für das jüdische Volk bis heute immer zugleich verheißungsvergewissernd u n d identitätsstiftend geblieben.
Jüdische Theologie ist deshalb stärker als die christliche auf die Ordnung der religiösen Feste, der Familie und des gemeinsamen Alltags ausgerichtet: Was heißt es heute,den Sabbat zu halten – darf man nur zu Fuß in die Synagoge gehen? Wie ist das Vermehrungsgebot zu verstehen - sind dann empfängnisverhütende Mittel völlig verboten? Verdienen Vater und Mutter uneingeschränkt Ehre, auch wenn sie sprichwörtlich Rabeneltern sind? Auf welche Weise soll das Sukkotfest gefeiert werden – mit welchem Material kann man die Laubhütte bauen? Welche Teile des Rindes sind essbar, welche nicht? Ist die Schwagerehe heute noch geboten?
Das Schlüsselwort für die religiöse Norm im Judentum heißt Halacha (von hebräisch haloch d.h. gehen abgeleitet; nach den Geboten Gottes „wandeln", „gehen"). Mit Halacha bezeichnet man aber auch die über zweitausendjährige Fachdiskussion über den gebotsmäßigen, verpflichtenden Lebenswandel als jüdischer Mensch.
Im Gegensatz dazu meint Haggada (von hebräisch hagged d.h. mitteilen, erzählen abgeleitet) den Inhalt der Bibel und des Talmuds, der keinen Gesetzescharakter besitzt und folglich nicht verpflichtend ist. Die theologischen Diskussionen darüber, welche Aussagen über die Unendlichkeit Gottes erlaubt sind oder ob es ein leibliche Auferstehung geben wird, ja selbst wann und wie der Messias kommt, gehören zu Haggada. Da kann man denken wie man will. Aber auf die Beschneidung der neugeborenen Knaben verzichten zu wollen (wie dies reformerische Gelehrte im 19. Jahrhundert ihrer christlichen Umgebung zuliebe forderten) , würde den Grundkonsens der jüdischen Gemeinschaft in Frage stellen.
Wir sollten uns vor allem als evangelische Christen bewusst machen, dass im Judentum Gebote d.h. Forderungen Gottes (hebräisch heißen sie Mizwót ) auch nicht, wie Luther lehrte, dazu da sind, dem Menschen sein Sündersein und grundsätzliches Scheitern vor Gott einsichtig zu machen, sondern sie zeichnen ihn in seiner göttlichen Ebenbildlichkeit und Freiheit geradezu aus: "Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig" formuliert unübertroffen schön Levitikus 19, das große Kapitel göttlicher Zumutungen an Menschenbrüder und -schwestern: ihr könnt euren Alltag meistern mit eurer Hände Werk und mit Recht, Güte und Barmherzigkeit durchdringen. Levitikus, das priesterliche Buch, in dem beides geschrieben steht, wie das Allerheiligste im Zelt der Begegnung zu gestalten ist u n d dass man dem Blinden nicht den falschen Weg weisen darf: Hochheiliges und nahezu Banales auf einer Schriftrolle vereint. Und in Exodus stehen die aus unserer Sicht bedeutungsschweren "Zehn Worte" (Zehn Gebote) nicht weit von dem Gebot, dass ein übermäßig beladenes Tier von seiner Last befreit werden muss (23, 5). Alle Weisungen sind wichtig, weil von Gott geboten und stehen in feinen Beziehungen zueinander. Das Sinngeflecht der Gebote ist häufig kompliziert, weil ja auch das Leben zuweilen kompliziert ist.
Die Absicht einer biblischen Forderung kann im reinen Gebotstext gefunden werden, verbirgt sich aber auch unter Umständen in einer kleinsten Geste einer biblischen Erzählung. Eines kann das andere kommentieren. Auf Winzigkeiten ist da zu achten, denn auch das Tun des Willens Gottes geschieht im Detail. Grammatik, Logik, Vernunft, Gefühl, Sachverstand und Fachwissenschaften waren und sind da gefragt. Sowohl praktisch - seelsorgerliche Ratschläge als auch philosophische intellektuelle Abstraktion können daraus erfolgen. Selbst die jüdische Mystik mit ihrer komplizierten kabbalistischen Buchstaben- und Zahlensymbolik bleibt der Tora und ihren Geboten verpflichtet. Ziel jüdischer Mystiker war keineswegs intensive Gottesnähe zu erlangen, sondern den Kosmos zu vervollkommnen und die Mitmenschlichkeit in dieser Welt zu intensivieren.
Dem Judentum war immer bewusst, dass die volle Bedeutung des Gebotssinns nur schichtweise gehoben werden kann, Lebensumstände sich wandeln und jede Generation eine neue Sinnebene frei legen muss. So ist die Mischna geworden, diese ca. 200 n. Chr. abgefasste Grundschrift des Judentums, sozusagen ein Kurzreport über jüdische Lebensregeln und pharisäische Diskussionen aus vier Jahrhunderten. Auf ihr baut später das riesige Überlieferungswerk des Babylonischen und Jerusalemer Talmuds auf, in dem mehr als 2000 Gelehrte zu Wort kommen. Und dazwischen und danach immer wieder großartige Versuche herausragender Gelehrter, das komplexe, schier uferlose Material zu komprimieren, lesbar zu machen.
Es gibt die Vorstellung, dass der gedankliche Prozess der Schriftauslegung am Sinai selbst in Gang gesetzt worden ist. Gott habe neben der schriftlichen auch die mündliche Tora gegeben. Manche sagen, sogar schon von Beginn der Welt an. Einer alten Erzählung nach hatte die Bundeslade links und rechts zwei Bücherregale mit dem Kommentar zu den "Zehn Geboten". Eine vortreffliche Illustration der gewaltigen Bedeutung der mündlichen Lehr- und Auslegungstradition im Judentum von Generation zu Generation bis heute. Erst die Auslegung und Verlebendigung für das konkrete Leben verleiht den Worten des Bundes Bedeutung.
Als vor zwei Jahren in Zürich der gelehrte und hochgeschätzte Rabbiner Dr. Jacob Posen verstarb, begrub man mit ihm nach altem Brauch eine Torarolle: Ein Stück Tora ist in diesem bedeutenden Ausleger der Schrift dahingegangen.
Von der Antike bis heute haben jüdische Menschen von klein auf in abertausenden Religionsschulen die Bücher Mose nach allen Regeln der Auslegungskunst interpretiert. Aber das Herzstück des Schriftstudiums sind Mischna- und Talmudauslegungen geblieben, weil der tiefere Sinn des Wortes Gottes nur im Blick auf das Ganze der Tora u n d des Lebens transparent wird.
Schon sehr früh ist man z.B. darauf gekommen - und der Talmud hält diese Einsicht fest - dass das Gebot "Auge um Auge, Zahn um Zahn" nicht wörtlich gemeint sein kann, weil diese Interpretation einen einäugigen Täter über die Maßen, nämlich mit Blindheit bestrafen würde. Die Mischna enthält z.B. zum Thema Todesstrafe folgenden Standpunkt. "Ein Gericht, das einmal in sieben Jahren hinrichtet, wird ein verderbenbringendes genannt". In der Tat sind im Laufe der Jahrhunderte die juristischen Umstände, die zu einer Todesstrafe führen, so verkompliziert worden, dass sie faktisch nie mehr ausgesprochen wurde, obwohl in der Tora steht: "Wer Menschen Blut vergießt, dessen Blut soll vergossen werden". Eine sehr frühe Auslegung zum Gebot "Vater u n d Mutter ehren" sinnt in immer verwickelteren Gedanken über das gleiche Gewicht, das hier Mann und Frau bekommen, nach und zieht den Schluss, dass Mann und Frau vor Gott gleich seien! Dies soll nach unserer Verstehenslogik dieses Gebot nie und nimmer sagen. Aber so leicht lassen sich von der Schrift inspirierte Gedanken eben nicht steuern.
Derzeit blüht die halachische Gelehrsamkeit in USA und Israel. Große Institute und Archive sind vor allem im orthodoxen und konservativen Judentum damit befasst, aus der riesigen Fülle des überlieferten und kommentierten Gebotsmaterials Antworten für Menschen und Institutionen (z.B. Krankenhäuser, Transplantationszentren, Familiengerichte) in einer völlig veränderten, technisierten Welt zu entwickeln. Seit geraumer Zeit betreibt auch das liberale Judentum eine progressive Halacha. Dürfen Frauen Rabbinerinnen werden? Ist es im Einklang mit der Tradition, wenn sich ein Mann sterilisieren lässt? Darf am Sabbat ein elektrisches Hörgerät eingeschaltet werden? Darf sich eine F r a u scheiden lassen und nicht allein der Mann? Darf man Tiere oder Pflanzen kreuzen? Und immer wieder wird dabei versucht, auf die gebietende Stimme vom Sinai zu hören. Was heißt nun, keinen anderen Göttern zu dienen, den Namen Gottes nicht mißbrauchen? Soll man für die Heiligung des Namens Gottes das Leben geben? (Die Spur jüdischer Märtyrer in der Geschichte des Abendlandes ist unübersehbar!). Verlangt Gott bedingungslosen Pazifismus? Fragen über Fragen, nicht enden wollende Verstehensversuche, Position und Widerrede sind aus dieser Lebensdiskussion erwachsen. Jesus, den seine Jünger „Rabbi" nennen, gehört in seiner Auseinandersetzung mit den Pharisäern in diese Tradition des halachischen Diskurses. Ein schönes Beispiel für halachisches Argumentieren aus dem Munde Jesu bietet die Geschichte vom Ährenraufen der Jünger am Sabbat (Mt 12, 1-14).
Vor mir liegt ein amerikanischer Talmudeinführungskurs für jüdische Religionsschüler ab neun Jahren. Da wird tatsächlich aufgrund eines Fallbeispiels aus dem Talmud die halachische Interpretationskunst geübt an der Frage, ob ein Lehrer, dem häufiger Fehler im Unterricht unterlaufen, entlassen werden soll. Die Effizienz einer Lehrkraft wurde früher offensichtlich als religiöses Problem begriffen. Wie soll in diesem geistigen Kontext das Elterngebot, der Respekt vor erzieherischer Autorität h e u t e verstanden werden? Ich habe bei der Lektüre letztlich den Eindruck gewonnen, dass mit diesem Toraabschnitt keineswegs ökonomische Effizienz gelernt, sondern ethische Sensibilität und die Suche nach gerechten Lösungen eingeübt werden sollen. Und das mit Kindern anhand eines literarischen Materials, das nahezu zweitausend Jahre alt ist.
Wegweisung Gottes und Talmud
Die Tora im Judentum
Als Moses in den Himmel hinaufgestiegen war, um die Tora zu empfangen, traf er Gott, wie er gerade da saß und bestimmte Buchstaben kalligraphisch ausschmückte, indem er ihnen Krönchen hinzufugte. Mose sagte: "Herr des Himmels, wer hält dich davon ab, die Tora unverziert zu geben?" Gott antwortete: "Es gibt einen bestimmten Mann, der viele Generationen später leben wird. Sein Name ist Akiva ben Josef. In ferner Zukunft wird dieser Mann haufenweise jüdisches Gesetz interpretieren aus genau diesen Häkchen und Schnörkeln." Mose fragte: "Kannst du ihn mir zeigen?" Gott antwortete: "Dreh dich um!" Mose fand sich in Rabbi Akivas Klassenzimmer wieder, wo er hinging und sich in die hinterste Bankreihe setzte. Er verstand aber nicht ein Wort, von dem, was sie da sagten und er wurde ganz benommen von dem ganzen. Schließlich, als sie bei einem bestimmten Punkt der Diskussion angekommen waren, und einer der Schüler fragte: "Meister, wo ist der Schrifbeleg für all das?", da antwortete er ihnen: "Dieses Gesetz wurde dem Moses am Sinai gegeben." Da fühlte sich Mose besser und er kehrte um, um Gott zu fragen: "Du hast einen solchen Mann und trotzdem hast du mich erwählt, um die Tora durch mich zu geben?" Da antwortete Gott: "Schweig! So ist mein Plan" (bMen 29b).
"Es geschah einmal, dass ein Nichtjude zu (dem Schriftgelehrten) Schammai kam und zu ihm sprach: ’Wie viele Torot (Mehrzahl von "Tora") habt ihr?’ Jener erwiderte: ’Zwei, eine schriftliche und eine mündliche Tora.’ Er (der Nichtjude) entgegnete: ’Die geschriebene glaube ich dir, aber die mündliche nehme ich dir nicht ab. Mache mich zum Proselyten (d.h. Lass mich zum Judentum konvertieren) unter der Bedingung, dass du mich nur die schriftliche Tora lehrst!’ Da schrie ihn jener an und entfernte ihn mit einem Verweis. Er kam vor (den Schriftgelehrten) Hillel, und der machte ihn tatsächlich zum Proselyten. Am ersten Tag lehrte er ihn: ’Alef - Bet - Gimel - Dalet’ (d.h. die ersten vier Buchstaben des hebräischen Alphabets). Am folgenden Tag aber lehrte er ihn in genau der umgekehrten Reihenfolge, worauf jener ihn fragte: ’Aber gestern hast du es mir doch nicht so gelehrt!’ Er (Hillel) erwiderte: ’Hast du dich nicht da auf mich verlassen? Darum verlasse dich auch jetzt auf mich, was die mündliche (Tora) anbelangt!’" (bSchab 31a)
Auf drei Dingen steht die Welt: auf der Tora, auf dem Gottesdienst, auf dem Liebeserweis (gegenüber den Mitmenschen) [1,2]. Mache dein Torastudium zu einer fest bestimmten Beschäftigung; rede wenig, tue viel; empfange jeden Menschen mit freundlichem Angesicht! [I,15] Schön ist das Studium der Tora (verbunden) mit weltlicher Beschäftigung. Denn das Bemühen um beide lässt die Sünde vergessen; und jedes Torastudium, mit dem nicht (praktische) Arbeit verbunden ist, wird schließlich zunichte und zieht Sünde nach sich [II,2]. Wenn du viel Tora ausgeübt hast, dann rechne dir das nicht als Verdienst an, denn dazu wurdest du ja erschaffen [II,8]. Es obliegt dir nicht, die Arbeit zu vollenden, aber du bist auch nicht frei, dich ihrer zu entledigen. Hast du viel Tora gelernt, gibt man (Gott) dir viel Lohn, und treu ist dein Arbeitgeber, dass er dir den Lohn deines Tuns bezahlt. Doch wisse, dass die Belohnung der Gerechten sich (erst) auf das zukünftige (Leben) bezieht [II,16]. Zwei, die zusammensitzen und ihre Unterhaltung sind nicht Worte der Tora: siehe, das ist ein Sitz von Spöttern, denn es heißt (Ps 1,1): "... und nicht sitzt, wo die Spötter sitzen" [1II,2]. Mache sie (die Worte der Tora) nicht zu einer Krone, um dich mit ihnen groß zu tun [IV,S]. Jeder, der die Tora (aufrecht) hält trotz Armut, der wird sie schließlich halten in Reichtum. Jeder aber, der die Tora vernachlässigt wegen des Reichtums, der wird sie schließlich vernachlässigen aus Armut [IV,9] (mAv).
Wie der Talmud die meist mißverstandene und als "typisch" alttestamentliches Rachedenken widerspiegelnde Stelle 2. Mose 21,23f. (Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde") auslegt (b BK 83a/b): Wer seinem Nächsten eine Verletzung zufügt, ist ihm hinsichtlich von fünf Dingen (Ersatz) schuldig: Schadensersatz, Schmerzensgeld, Kurkosten, Versäumnisgeld und Beschämungsgeld.... Rabbi Dostai ben Jehuda sagte: "Auge für Auge: eine Geldentschädigung!" - (Gegenrede:) "Du sagst: Geldentschädigung. Oder nicht doch vielleicht das wirkliche Auge?" - (Entgegnung Dostais:) "Siehe, wenn das Auge des einen (des Verletzten) groß war und das Auge des anderen (des Verletzers) klein ist, wie kann man dann das Schriftwort aufrechterhalten ’Auge für Auge’?" ... "Für das Leben eines Mörders darf man kein Lösegeld nehmen (vgl. 4. Mose 35,31), aber man darf für nicht nachwachsende, vorstehende Gliedmaßen Lösegeld annehmen."
..aus Wikipedia für euch!
Aggada (aram. אגדה; dt. „Verkündung“, „Erzählung“, „Sage“, eigentlich: „Ansammlung“) bezeichnet, im Unterschied zur Halacha, die homiletischen und nichtgesetzlichen Inhalte der antiken rabbinischen Literatur, die – meistens im Anschluss an biblische Texte und Stoffe – das religiöse Denken widerspiegeln und illustrieren, jedoch nicht als verbindliche Lehre gewertet werden. Die meisten Elemente der Aggada sind über zweitausend Jahre alt.
Aggada und Halacha
Halacha (Gesetz) und Aggada (Erzählung, Sage) sind zwei typische Begriffe der talmudisch/rabbinischen Lehren. Es sind die beiden wichtigsten Grundbegriffe der jüdischen Tradition. Die Halacha arbeitet mit Logik und talmudischer Dialektik, um ihre gesetzestechnischen Aufgaben zu lösen, und begründet das partikularistische Gemeinschaftsbewußtsein des Judentums in allen Lebensbereichen von der religiösen Rechtsprechung bis zur rituellen Speisevorschrift. Sie verkörpert über die Auslegung der Gesetze die „Wahrheit“ und die Normen einer religiösen Gemeinschaft. Die Aggada hingegen entspricht der universalistischen Tendenz im Judentum und dem allgemeinen Bedürfnis des Menschen, jede normative, gesetzliche oder rationale Ordnung mit einer einschlägigen Erzählung ihres Sinns begleiten zu können. Da es sich um religiöse Gesetze handelt, und nicht um weltliche Rechtsprechung, ist die Aggada oftmals eine Erzählung über die Gerechtigkeit. Sie legitimiert, erklärt, begründet und überliefert den Glauben an die Gerechtigkeit. Aggadot findet man neben dem Talmud vor allem in den Midraschim.
Umfasst die Halacha die aus dem Schriftwort des Pentateuch sich herleitenden Gesetzesvorschriften, die in den talmudischen Texten weiter ausgeführt werden, lehnt sich die Aggada freier an die Stoffe von Tora und Talmud an. Sie ist Teil der Mündlichen Tora (תורה שבעל פה) und erklärt diese durch Sagen, Legenden, Gleichnisse, Glossen sowie durch ethische und historische Bemerkungen und versucht, jüdisches Wissen und Erfahrung nicht nur über Norm und Gesetz, sondern über Erzählung an den Menschen zu binden. Philosophisch oder literarisch gesprochen ist die Halacha die „Wahrheit“ oder der gesetzliche Inhalt einer solchen, die Aggada hingegen ist der Erfahrungskanal, in dem Wissen an den Menschen über Erzählung und Sprache gebunden werden soll. Damit ist die Aggada kein überflüssiges, bloß unterhaltendes Beiwerk im Auslegungsprozess der Gesetze, sondern garantiert mindestens ebenso wie die rationale und logische Ordnung der Halacha und das offenbarte Gesetz die Tradierbarkeit geschichtlicher Erfahrungen und Erinnerungen.
„Der Begriff der Aggada“, so schrieb 1853 Zacharias Frankel, „ist ein sachlicher, ein ganzes Literaturgebiet umfassender, der, man möchte sagen mehr fühl- als erkennbar ist.“ Er ist neben seiner Definition als Sage, Legende, öffentlicher Vortrag auch eine „religiöse und moralische Erklärung der heil. Schrift und deren Anwendung auf das Leben. ]…[ in ihrem Entstehen entsprach sie unstrittig dem etymologischen Begriffe ,Sage‘ und in einem indefiniten Sinne dem ,Sagen‘, und gab sich bloß als einfacher Ausdruck eines in Religion und Sittlichkeit gegründeten Gedankens ohne auf Geltung und Normierung Anspruch zu machen.“
Leopold Zunz beschreibt die Aggada als „das Product der freien Einsicht des Einzelnen, während die Halacha der strengen Autorität der Behörde, der Schulen und Gesetzeslehrer emaniert.“ Die Aggada ist hingegen etwas, was als „Sprichwörter in das Volk überging.“
Aggada (oder Haggada) ist nicht zu verwechseln mit der besonderen Haggada schel Pessach, die häufig verkürzt einfach Haggada genannt wurde und wird. Bei der Pessach-Haggada handelt es sich auch um Aggada (oder Haggada), aber eben nur um eine besondere aus dem Bestand traditioneller jüdischer Erzählungen. Die Pessach-Haggada erzählt vom Auszug aus Ägypten und ist als solche Hauptbestandteil des Sederabends.
Gemara (von aramäisch גמרא, gamar, lernen, studieren) bezeichnet in der rabbinischen Tradition des Judentums die zweite Schicht des Talmud. Sie erläutert und ergänzt den Stoff der Mischna, der mündlichen Überlieferung. Mischna und Gemara bilden gemeinsam den Talmud.
Midrasch (hebr. מדרשׁ midrāš, pl. Midraschim) ist die Auslegung religiöser Texte im rabbinischen Judentum.
Der Midrasch ist sicher zunächst eine mündliche Form der Schriftauslegung. Die ersten schriftlichen Beispiele finden sich jedoch bereits in der Bibel selbst. So können etwa die Bücher der Chronik als Midraschim (Pl. von Midrasch) zu den Büchern Samuel und Könige verstanden werden. Auch in der jüdischen Gemeinschaft von Qumran (um 130 v. Chr. bis 70 n. Chr.) gab es Midraschim (Pescher). Das Wort „Midrasch“ leitet sich ab vom hebräischen Verb darasch (דרש), das „suchen, fragen“ bedeutet. Midrasch heißt also in erster Linie „Forschung, Studium“, dann auch „Auslegung“ und „Lehre“ (also „Theorie“, im Unterschied zum „Tun“, ma'ase). Unter Midrasch versteht man sowohl den Vorgang des Studierens als auch dessen Ergebnis, also Schriftwerke, die Bibelauslegungen enthalten. Der Midrasch bezieht sich immer auf einen autoritativen religiösen Text, in der Regel auf einen Text oder ein Ereignis des Tanach. Er kann in schriftlicher oder mündlicher Form vorliegen. Der darschan ist der Schriftausleger, der Prediger oder, davon abgeleitet, der Ermahner. Die Drascha ist, wie Midrasch selbst, eine Auslegung der Schrift oder Predigt. Die begriffliche Abgrenzung zum peschat, d.h. zur „einfachen“, wörtlichen Bedeutung eines Ausdrucks, ist nicht immer einfach. Auch ein Targum, d.h. eine Bibelübersetzung, kann Stellen enthalten, die interpretativ im Sinne eines Midrasch übertragen sind.
Die erste Erwähnung von bet midrasch, „Lehrhaus“, findet sich in Sir 51,23
Die größte Bedeutung erlangte der Midrasch jedoch in der Zeit des rabbinischen Judentums ab dem Jahr 70 n. Chr. Aus dieser Zeit stammen die wesentlichen schriftlichen Belege. Dabei handelt es sich um eigenständige Textsammlungen, die neben den Werken der Mischna und des Talmud entstanden. Der Entstehungsort der Midraschim ist ganz überwiegend Palästina, das babylonische Judentum hat nur wenig zu dieser Gattung beigetragen.
Mischnatraktate
1 Ordnung: Zera'im (Saaten, Samen)1.1 Berakhot (ברכות „Segen“, „Segenssprüche“) bj; umfasst 9 Kapitel: Benediktionen und andere Gebetsvorschriften, landwirtschaftliche Vorschriften, Nennung des Gottesnamens bei der Begrüßung; enthält auch ein „Traumbuch“ (bT 55a-57b, hat aber bereits palästinische Quellen). Einziger Mischnatraktat der Ordnung Zeraim, zu dem es Gemara gibt, offenbar, weil die mit der Landwirtschaft zusammenhängenden Gesetze nur in Palästina galten. Der Traktat gehört im engeren Sinn nicht zur Ordnung Zera'im, sondern steht aufgrund seiner besonderen Bedeutung am Anfang der gesamten Mischna. Er wird deshalb sowohl im Talmud Bavli als auch im Talmud Jeruschalmi erklärt.
1.2 Pe'a (פאה „Ecke“) j; 8 Kapitel: Ackerecken / Ackerwinkel für Arme, Armenrecht allgemein; Nachlese; Vergessenes; der Armenzehnte; der reisende Arme
1.3 Demai (דמאי „Zweifelhaftes“) j; 7 Kapitel: zweifelhaft Verzehntetes, Früchte verzehntet oder nicht; wann nachverzehnten?
1.4 Kil'ajim (כלאים „zweierlei“, „Heterogenes“, „Verschiedenartiges“, „Mischungen“) j; 9 Kapitel: behandelt die unerlaubte Vermischung verschiedener Arten einer Gattung, besonders Pflanzen (Mischsaaten) und Tiere (Tierkreuzungen), Mischgewebe [Vermischungen auf drei Gebieten verboten: Tiere: Tiere verschiedener Art sollen sich nicht begatten (Nutzung aber erlaubt). Nicht Ochse und Esel zusammen vor den Pflug spannen (gemäß Dtn 22,10 EU, „Ochse und Esel“ bezieht sich an allen Stellen auf alle Tiere). Pflanzen: Die Felder sollen nicht mit zweierlei Art besät werden. Bäume sollen nicht gepfropft werden, um die Art zu verbessern. Im Weinberg dürfen keine anderen Pflanzen angebaut werden (Nutzung eines derartigen Ertrags streng verboten). Kleider/Gewebe: Beim Vermischen von Geweben verbietet die Tora nur das Vermischen von Wolle und Flachs/Leinen (und zwar in einem Kleidungsstück; gemeinsam dürfen sie durchaus getragen werden, z.B. Wollpullover über Leinenhemd). Ein solch gemischtes Gewebe heißt Schatnes (Schaatnes). Wer das Verbot streng befolgt, bezieht es auch auf Sofas, Lehnstühle und andere Polstermöbel]; über Bastarde
1.5 Schevi'it (שביעית „Siebtes“, „Siebentes Jahr“) j; umfasst 10 Kapitel: das siebente Jahr, Sabbatjahr; Schemitta / Schmitta, „Erlass“, im pentateuchischen Gesetz Brach- (Ruhe-)jahr des Bodens, alle sieben Jahre wiederkehrend (nach sieben Sabbatjahren ein Jubeljahr); Brachjahr (Erlassjahr): Im Judentum hat die Zahl Sieben ein ganz besonderes Gewicht. Der siebte Tag ist der heilige Ruhetag; das siebte Jahr (Brachjahr) ist das Jahr, in dem das Land brachliegt. Die Gesetze für das Brachjahr sind umfangreich und kompliziert. Vor allem haben wir es hier mit drei Dingen zu tun: 1) dem Verbot, den Boden im siebten Jahr zu bebauen; 2) dem Verzicht auf die Ernte und Früchte dieses Jahres; 3) dem Schuldenerlass am Ende des siebten Jahres; Prosbul, Erklärung vor Gericht = pros boulen, dass man die Schulden jederzeit zurückfordern darf; die Vorschriften zum Brachjahr sind eng verbunden mit denen des Jobeljahrs. – Jobeljahr/Jubeljahr: Es findet nach sieben siebenjährigen Zyklen einmal alle 50 Jahre statt. In diesem Jahr wird das gekaufte Land seinem ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben, hebräische Sklaven werden freigelassen und Tagelöhner entlassen, der Boden wird nicht bebaut, und man verzichtet wie im siebten Jahr auf die Ernte. Das Gesetz über das Jobeljahr gilt aber erst wieder, wenn ganz Israel im eigenen Lande wohnt. Das Jobeljahr wird durch Schofarblasen angekündigt
1.6 Terumot (תרומות „Abgaben“, „Heben“, „Hebe-Gaben“) j; 11 Kapitel: über die Hebe / Priesterhebe, Abgaben an Priester (Kohanim) und Leviten
1.7 Ma'asrot / Ma'aser rischon (מעשרות „erster Zehnter“ / „Zehnt“) j; 5 Kapitel: Zehnte, Verzehntung, Steuerabgaben an die landlosen Leviten
1.8 Ma'aser Sheni (מעשר שני zweiter Zehnt(er), Abgabe des zweiten Zehnten) j; umfasst 5 Kapitel; zweiter Zehnter bzw. dessen Geldwert in Jerusalem zu verzehren; der Weinberg im vierten Jahr; Wegschaffung (bi'ur) des Zehnten
1.9 Challa (חלה „Erstlingskuchen“, „Teig“) j; 4 Kapitel: Teighebe (Challa): Absonderung der Erstlingsgabe vom Brotteig, nur in Israel geboten, und nur, wenn sich das ganze Volk dort eingestellt hat. Wurde aber bereits auch im Ausland befolgt, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Die Challa wird nach dem Kneten vom Teig abgesondert. Sie besteht nur aus dem Teig einer der fünf Getreidesorten und Wasser. Die Mindestmenge, von der man eine Challa absondern muss, beträgt etwa 1.700 Gramm. Dazu spricht man eine Benediktion. Ist die Teigmenge geringer, aber mindestens 1.200 Gramm, sondert man zwar Challa ab, spricht aber in diesem Fall keine Benediktion. Die heute abgesonderte Menge entspricht der Größe einer Olive. Sie wird im Allgemeinen verbrannt. Am Schabbat und an Feiertagen wird keine Challa abgesondert. Die Absonderung der Challa ist eine Pflicht der Hausfrau. In Bäckereien, Konditoreien und öffentlichen Küchen muss ein Mann diese Aufgabe übernehmen, wenn es im ganzen Betrieb keine Frau gibt. Das Gebot über die Absonderung der Challa ist eines von drei Geboten, die nur für Frauen gelten (1. Absonderung der Challa, 2. die Nida und 3. das Lichteranzünden am Sabbatabend)
1.10 Orla (ערלה „Vorhaut“, „Unbeschnittenes“) j; 3 Kapitel: „Vorhaut“ der Bäume, Baumbeschneidung, über dreijährige Schonzeit für Baumfrüchte etc. (Lev 19,23-25)
1.11 Bikkurim (ביכורים „Erstlinge“) j; 3 Kapitel: Darbringung der Erstlingsfrüchte an Schawuot; viele Mischna- und Talmudtexte fügen ein 4. Kapitel an über den Zwitter (androgynos)
2 Ordnung: Mo'ed (Festzeiten, Festtag) 2.1 Schabbat (שבת Schabbat, Sabbat = „Ruhe“, „Pause“) bj*; umfasst 24 Kapitel, Vorschriften zum Schabbat
2.2 Eruvin (ערובין „Vermischungen“) bj; 10 Kapitel: Schabbatbereiche, Schabbatgrenzen, handelt vom Eruv, (hebr. „Vereinigung“), eine Konstruktion zur Erleichterung der strengen Sabbatbestimmungen; z. B. theoretische Verbindung der privaten mit den öffentlichen Bereichen von Haus und Hof, um innerhalb eines ganzen Stadtgebietes das Tragen von Gegenständen – sonst nur im Hause erlaubt – zu ermöglichen; durch Ablegen von Speise am Ende des Sabbatwegs (2000 Ellen) gründet man einen „Wohnsitz“, von dem aus man einen weiteren Sabbatweg gehen darf; durch die fiktive Vermischung der Höfe darf man von einem Privatbereich in einen anderen tragen, nachdem in einer der Wohnungen eine aus gemeinsamen Beiträgen hergestellte Speise deponiert worden ist
2.3 Pesachim (פסחים „Pesachlämmer“, „Pesachopfer“) bj; 10 Kapitel: handelt vom Pessach u. vom Pesachopfer; Wegschaffen des Sauerteigs; Zubereitung der ungesäuerten Brote; die bitteren Kräuter; am Rüsttag erlaubte Arbeiten; Schlachtung des Pesachlammes und seine Zubereitung; Ordnung des Pessachmahles etc.; Fol. 49 a f. verächtliche Betrachtungen über das „gemeine Volk“
2.4 Scheqalim (שקלים „Schekel“, „Steuern“) j; 8 Kapitel: über die Tempelsteuer (halber Schekel) zur Unterhaltung des Heiligtums (2. Tempel); Opferbüchsen im Tempel, Bundeslade, Reinigung des Tempelvorhangs, Kostbarkeit des Vorhangs vor dem Heiligtum; dieser Traktat enthält nur im T. Jeruschalmi eine Gemarah
2.5 Joma (יומא aramäisch „der Tag“ = Versöhnungstag) bj; 8 Kapitel: handelt vom Jom Kippur; Vorbereitung des Hohenpriesters; Auslosung der beiden Böcke; drei Sündenbekenntnisse des Hohenpriesters und sein dreimaliges Eintreten in das Allerheiligste; Verbote für den Versöhnungstag; wodurch versöhnt wird: Sündopfer, Schuldopfer, Tod, Versöhnungstag, Buße
2.6 Sukka (סוכה „Laubhütte“, auch Plural: Sukkot) bj; umfasst 5 Kapitel: über die Laubhütte und das Laubhüttenfest; Herstellung und Beschaffenheit der Festhütte; vom Essen und Schlafen in ihr; der Feststrauß, Lulav, Etrog; das Wasserschöpfen; die 24 Priesterabteilungen, ihre Arbeit bei den Opfern, ihr Anteil an den Opferstücken und Schaubroten
2.7 Betza bzw. Jom tov (ביצה „Ei“, nach dem Anfangswort; (seltener) Jom tob, Festtag, genannt) bj; umfasst 5 Kapitel: über Arbeit am Schabbat und Festtag, über Sabbatspeise; Kauf von Lebensmitteln an Festtagen, Beförderung von Nahrungsmitteln, Verbot, Feuer zu machen, usw.
2.8 Rosch ha-Schana (ראש השנה Neujahr, Neujahrsfest) bj: 4 Kapitel; 4 x Neujahr: Nissan, Elul, Tischri, Schwat; Bezeugung und Heiligung des Neumonds, Schofarblasen; Ordnung der Lobsprüche am Neujahrsfest: zehn Malkhijjot, Bibelverse, in denen das Königreich Gottes erwähnt wird; zehn Zikhronot, Bibelverse über das Gedenken Gottes; zehn Schofarot, Verse, in denen der Schofar erwähnt wird
2.9 Ta'anit (תענית „Kasteiung“, „Fasten“ / auch Plural Taanijot) bj; Fasten, Fasttag, Fastenvorschriften u. ä.; wann beginnt man um Regen zu beten, wann um Regen zu fasten? Die siebentägigen Fasten und die dazugehörigen Gebete; an welchen Tagen kein Fasten; wann wird sonst noch gefastet; Choni der Kreiszieher (berühmte Anekdote, Choni zieht einen Kreis auf der Erde, stellt sich hinein und schwört, nicht mehr aus diesem Kreis zu weichen, bis Regen fällt, der dann auch kommt: erst zu wenig, dann zu viel, dann die richtige Menge ... ); wann bricht man bei beginnendem Regen das Fasten ab; 17. Tammuz, 9. Ab, 15. Ab
2.10 Megilla (מגילה „Buchrolle“) bj; 4 Kapitel: Estherrolle, Schriftrollen, Schriftlesung, über die Vorlesung der Megillat Esther zu Purim, Details zum Purim-Fest und über die Auslegung der Esther-Rolle; vom Verkauf heiliger Sachen; welche Texte dürfen nicht öffentlich vorgelesen, welche dürfen nicht übersetzt werden
2.11 Mo'ed Qatan (מועד קטן „Halbfeiertag“) bj; 3 Kapitel, qatan, klein, unterscheidet den Traktat Moed von der gleichnamigen Ordnung, manchmal nach dem Anfangswort auch Maschqin genannt, „man bewässert“; über die Zwischenfeiertage, Tage zwischen dem 1. und 7. Tag des Pesach- bzw. zwischen dem 1. und 8. Tag des Sukkotfestes, an denen bestimmte Arbeiten erlaubt sind. Der Traktat enthält als eine Seltenheit die wenigen poetischen Texte, die uns die Talmudim überliefert haben: verschiedene Trauerlieder profaner Natur.
2.12 Chagiga (חגיגה „Festfeier“, „Festopfer“) bj; 3 Kapitel: die drei Wallfahrtsfeste, behandelt die Hauptpflichten an den drei Hauptfesten (schalosch regalim) Pessach, Schawuot und Sukkot (die zur Zeit des Tempelbestandes von ganz Israel in Jerusalem begangen wurden); Zwei biblische Kapitel, über die man nicht jeden belehrt: Schöpfungsgeschichte und Vision des Ezechiel; Meinungsunterschiede hinsichtlich der Smicha; die rituelle Händewaschung; 7 Stufen der Reinheit und Reinheitsvorschriften.
3 Ordnung: Naschim (Frauen) 3.1 Jevamot (יבמות „Schwägerinnen“, auch vokalisiert als Jawmut / Jabmut, Schwagerschaft; manchmal Naschim, Frauen, genannt) bj; 16 Kapitel): Leviratsehe, Eheverbote [Leviratsehe, Jibbum, gesetzlich vorgeschriebene Ehe einer kinderlosen Witwe mit dem Bruder des verstorbenen Mannes, Dt. 25, Thema der biblischen Tamar- / Gen. 38, und Ruth-Geschichte; Leviratsehe konnte durch Chaliza (Chaliza / Chaluza = „Ausziehen“, nämlich des Schuhs) abgelöst werden, welche Zeremonie später die Leviratsehe gänzlich ersetzt hat]; darüber hinaus Aufnahme von Ammonitern usw. in die Gemeinde; Stellung der Proselyten; Weigerung einer Unmündigen, bei ihrem Mann zu bleiben; Bezeugung des Todes eines Ehemanns
3.2 Ketubbot (כתובות Heiratsverträge, Eheurkunden; eigentlich: „das Geschriebene“, „Hochzeitsverschreibungen“) bj; 13 Kapitel: handelt über den Ehevertrag, Kidduschin, formelles Verlöbnis, bei dem der Ehevertrag (ketuba) unterschrieben wird, womit die Frau bereits rechtskräftig verheiratet ist, obwohl sie noch nicht mit dem Mann zusammenleben darf, bevor nicht die Heimführung, die tatsächliche Hochzeit (nissuin) unter der chuppa, stattgefunden hat (vgl. weiter bei Kidduschin, 3. Ordnung, 7. Traktat); Ketubba ist sowohl der Ehevertrag als auch die in ihm der Frau für den Fall der Scheidung oder des Todes des Mannes ausgesetzte Summe; weiter: über die Heirat von Jungfrauen; Strafgeld bei Vergewaltigung eines Mädchens; Pflichten des Manns und der Frau gegeneinander; Besitz der Frau; Erbrecht nach der Frau; Rechte der Witwe
3.3 Nedarim (נדרים „Gelübde“) bj; 11 Kapitel: über Gelübde [hierin das „Patriotismus-Gebot“ für den Juden, Staatstreue ist religiöse Vorschrift, ist Gesetz wie von Gott, Nedarim 28b]; Aufhebung von Gelübden; Qorban; vier von vornherein ungültige Gelübde; Notlügen; Deutung von Gelübden; welche Gelübde kann ein Gelehrter erlassen? Wer kann einer Frau oder Tochter die Gelübde aufheben, welche Gelübde?
3.4 Nasir (נזיר „Nasiräer“) bj; 9 Kapitel, auch: Nezirut, „Nasiräergelübde“: über das Nasiräat, den Nasiräer und sein Gelübde / Asketentum zur Zeit des Tempels; Nasir = „Geweihter“, Nasiräer, der ein freiwilliges Gelübde abgelegt hat, auf eine gewisse Zeit sich des Weines zu enthalten und sein Haupthaar nicht zu scheren, sondern lang wachsen zu lassen (Nu 6); auch über Nasiräergelübde von Frauen und Sklaven
3.5 (auch: 3.6) Sota (סוטה „die Ausschweifende“, „untreu Werdende“: die des Ehebruchs verdächtige Frau) bj; 9 Kapitel; Gesetze über den Ehebruch (vgl. Nu. 5); Durchführung des Eifersuchtsordals vor dem großen Gerichtshof; Unterschiede zwischen Israeliten und Priestern in Rechten und Strafen; wann gibt man das „Eifersuchtswasser“ nicht zu trinken? Nur auf hebräisch zu sagende Formeln; Tötung eines Kalbes durch Genickbruch, wenn ein Mörder unbekannt bleibt/nicht gefunden wird (dieser Brauch hörte später mit dem Überhandnehmen der Mordfälle auf); im Anhang: Vorzeichen des Messias
3.6 (auch: 3.5) Gittin (גיטין „Scheidebriefe“, „Scheidungsurkunden“) bj; 9 Kapitel: Scheidungsrecht (Ehescheidung, Ausstellung des Get); enthält auch die Geschichte von Kamza und Bar-Kamza zur Veranschaulichung von grundlosem Hass (ssinat chinam); einige Erläuterungen zum Schwerpunktthema: Get, Plural Gittin; Sefer keritut, der Scheidebrief des Mannes an die Frau. Die Frau muss mit der Scheidung einverstanden sein. Sie kann auch Bedingungen in bezug auf Unterschrift und monatliche Alimentenzahlungen stellen, bevor sie die Scheidungsurkunde akzeptiert. – Aguna = „Angekettete“, eine verlassene Ehefrau, deren Ehemann sich weigert, eine religiöse Scheidung, einen Get, zu gewähren (es gab Fälle, in denen versucht wurde, den Mann durch – teils jahrelange – Haft zum Einverständnis mit der Scheidung zu zwingen). Die „Aguna“ darf nach der Halacha nicht wieder heiraten, solange der Tod des Mannes nicht erwiesen ist (ein großes Problem, z. B. bei im Kriege Verschollenen). Eine religiöse Scheidung gibt es nur mit Zustimmung des Ehemannes. Frauen ohne Get (Scheidebrief) sind aus religiöser Sicht trotz ziviler Scheidung nach wie vor an ihren Ehemann gebunden. Sie können innerhalb der Orthodoxie nicht wieder heiraten, und wenn sie es außerhalb tun, werden etwaige Kinder aus dieser Ehe nicht als legitim anerkannt. Männer können dagegen erneut heiraten, ohne dass ihnen oder möglichem Nachwuchs Konsequenzen drohen. – Mamser, Mamserim: Nachkomme(n) aus einer halachisch verbotenen Beziehung, etwa aus bestimmten blutsverwandten Beziehungen, oder das außereheliche (nicht das uneheliche) Kind einer jüdischen Frau mit einem Juden. Mamser gelten zwar als Juden, sind auch in allen rechtlichen Belangen gleichberechtigt, dürfen aber keinen Juden untadeliger Herkunft, sondern nur andere Mamser oder aber Proselyten heiraten. Auch ihre Kinder und Kindeskinder gelten für immer als Mamserim.
3.7 Qidduschin (קידושין „Antrauung“, „Verlöbnis“; wörtlich: „Heiligungen“) bj; 4 Kapitel: behandelt die Antrauung/Verlöbnis und andere Ehefragen.
4 Ordnung: Neziqin (Schädigungen) 4.1 Bava qama (בבא קמא „erste Pforte“, „erstes Tor“ [des ursprünglich einheitlichen Traktats Nesikin mit 30 Kapiteln]) bj; die drei „Pforten“ / Babot bildeten nur einen, gleichfalls wie die Ordnung Neziqin genannten Traktat; nur wegen seiner Größe ist der Traktat schon in talmudischer Zeit dreigeteilt worden, und zwar rein mechanisch in drei „Pforten“ zu je zehn Kapiteln ohne Rücksicht auf dadurch getrenntes Zusammengehöriges; Baba qamma umfasst 10 Kapitel: Schadensrecht einschl. Diebstahl, Raub, Körperverletzung, Beschädigung durch den stoßenden Ochsen, die nicht zugedeckte Grube, durch Abweiden und Feuer; Abschätzung des Schadens, Ersatz; bedenklicher Ankauf; Abfälle, die dem Fabrikanten bzw. dem Handwerker gehören
4.2 Bava metzia (בבא מציעא „mittlere Pforte“, „mittleres Tor“ bj; 10 Kapitel: Fundrecht, Anvertrautes, Kauf, Verkauf, Miete, Darlehen; Pfandnehmen; Lohnforderungen; Ansprüche, die sich aus dem Einsturz eines Baus ergeben, etc.
4.3 Bava batra (בבא בתרא „letzte Pforte“, „letztes Tor“) bj; 10 Kapitel: Besitzteilungsfragen, Erbschaftsrecht, Ersitzung (chazaqa); Mobilien, Immobilien (Nutzen, Verkaufen, Messen von Grundstücken), Ausstellung von Urkunden; Bürgschaft; Geschenke bei der Hochzeit; enthält auch einen Traktat über Wunder und Visionen (bT 73a-75b)
4.4 Sanhedrin (סנהדרין aus griech. synhedrion, „Gerichtshof“) bj; 10 Kapitel: Strafrecht und Gerichtswesen, Grundsätze des Glaubens; Gericht von drei Männern; kleiner Sanhedrin von 23 Mitgliedern, großer Sanhedrin von 71 Mitgliedern; Auswahl der Schiedsrichter; Zeugenschaft; wer kann weder Richter noch Zeuge sein; Unterschied zwischen Zivil- und Kriminalprozessen; Arten der Todesstrafe; der ungehorsame Sohn; der Einbrecher; der Rückfällige; Hinrichtung ohne Urteil; wer hat keinen Anteil an der kommenden Welt; der widerspenstige Lehrer (zaqen mamre) und der falsche Prophet
4.5 Makkot (מכות „Schläge“) bj*; 4 Kapitel: Regelungen zur Prügelstrafe; Lohn der Gebote
4.6 Schevu'ot (שבועות „Schwüre“, „Eide“) bj; 8 Kapitel: über das Schwören, Wichtigkeit des Eides und seine Diskussion, Arten der Eide; vier Arten der Hüter (mit oder ohne Lohn, Entlehner, Mieter)
4.7 Edujot (עדויות „Zeugnisse“, „Bekundungen“); 8 Kapitel: Zeugenschaft, 100 Sätze älterer Autoritäten / Zeugnisse späterer Lehrer über die Sätze früherer Meister, auch Bechirta, „Auswahl“, genannt; außerdem 40 Fälle, in denen die Schammaiten erleichtern, die Hilleliten erschweren (die meisten Sätze stehen in der Mischna noch an anderer Stelle gemäß der Sachordnung)
4.8 Avoda sara (עבודה זרה „Götzendienst“) bj; 5 Kapitel: Fremdkult, (Fernhalten vom) Götzendienst, Absonderung vom griechisch-römischen Heidentum, Umgang mit Götzendienern
4.9 Avot (אבות „[Sprüche der] Väter“); 5 Kapitel: Der Traktat Abot, zu dem es eine Parallelsammlung in den kleinen Talmud-Traktaten gibt (die Abot de Rabbi Natan), enthält zu Beginn die tannaitische Traditionskette von Mosche an bis zum Ende der tannaitischen Zeit und im übrigen Wahlsprüche und Maximen der Schriftgelehrten und Tannaiten, gehört sachlich also nicht in diese Rechtssammlung; er ist in der Tat erst später (um 300?) eingefügt worden; wurde dann oft im Sinne der jeweiligen Tendenzen in der jüdischen Ethik kommentiert; enthält große Weisheit; viel gelesen; volkstümlichstes Stück der Mischna; Bestandteil der Liturgie; als einziger Mischna-Traktat rein haggadisch
4.10 Horajot (הוריות „Lehren“, „Entscheidungen“) bj; 3 Kapitel: irrtümliche Entscheidungen (der Gerichtshöfe), Korrekturen der Urteile und ihre Sühne.
5 Ordnung: Qodaschim (Heilige Dinge) 5.1 Zevachim (זבחים „Opferschlachtung“, Schlachtopfer, Gesetze zu den Tieropfern) b; 14 Kapitel; über die erforderliche Intention; wodurch ein Schlachtopfer untauglich wird und bei welchen Versehen es trotzdem tauglich bleibt; Blutsprengen, Vogelopfer, Vorrang von bestimmten Opfern gegenüber anderen; Reinigung der Gefäße; Anteil der Priester an den Opfern; Verbrennung von Stieren und Böcken; Geschichte der Opferstätten
5.2 Menachot (מנחות „Speiseopfer“, Darbringung von Speiseopfern) b; 13 Kapitel
5.3 Chullin (חולין „Profanes“ = profane Schlachtung): Schächtvorschriften, Speisevorschriften b; 12 Kapitel; Schechita; reine und unreine Tiere; nicht Fleisch in Milch kochen; Abgaben von Geschlachtetem an die Priester; Erstlinge von der Schafschur; Gesetz vom Vogelnest
5.4 Bekhorot (בכורות „Erstgeburten“) b; 9 Kapitel; Gesetze über die (männlichen) Erstgeburten von Vieh und Menschen
5.5 Arakhin (ערכין „Schätzungen“) b; 9 Kapitel; Schätzungen von (dem Tempel) gelobten Werten; Verpflichtung des Erben; Pfändung, wenn das Äquivalent nicht bezahlt wird; Lösung des ererbten, erkauften oder verkauften Ackers; ummauerte Städte
5.6 Temura (תמורה „Vertauschungen“, bzw. Temura, „Vertauschung“) b; 7 Kapitel; über Ersatzleistungen, Opfertiere bzw. den Umtausch derselben (Lev. 27,10)
5.7 Keritot (כריתות „Ausrottungen“, „Abtrennungen“) b; 6 Kapitel: behandelt die göttliche Strafe des Karet (Ausrottung), die auf vorsätzliche Verletzung der religiösen und ethischen Grundgebote steht (Sabbatentweihung, Unzucht u. a.; insges. 36 verschiedene Übertretungsfälle, wobei Vorsatz erforderlich ist); die Strafe wird als im Alter von 20-50 Jahren erfolgender „natürlicher“ Tod ohne Nachkommen gedeutet
5.8 Me'ila (מעילה „Veruntreuung“, „Vergreifen“ [am Geheiligten]) b; 6 Kapitel Veruntreuung des Geheiligten, von Tempeleigentum; Sakrileg
5.9 Tamid (תמיד „beständig“, „täglich“): das ständige [2 x täglich] Opfer; 7, ursprünglich 6 Kapitel (spätere Unterteilung von Kapitel 6) b*; Nachtwache der Priester im Heiligtum; das Aufräumen des Altars; die verschiedenen Aufgaben der Priester; die Darbringung des Opferlamms; das Morgengebet; das Räucheropfer; der Hohepriester beim Opferdienst; der Priestersegen und die Gesänge der Leviten
5.10 Middot (מידות „Maße“); 5 Kapitel: behandelt Maße und Einrichtung des Tempels zu Jerusalem und seiner Geräte; keine Gemarah
5.11 Qinnim (קנים „Nester“, „Vogelnester“); 3 Kapitel: über das Opfern von Tauben (Lev. 12,8 u.ö.), die arme Wöchnerinnen und Arme überhaupt bei bestimmten Verfehlungen darbringen und das auch als freiwilliges Brandopfer möglich ist; Komplikationen, wenn Vögel, die verschiedenen Personen oder zu verschiedenen Opferarten gehören, durcheinander geraten.
6 Ordnung: Toharot (Reinigungen) 6.1 Kelim (כלים „Geräte“); 30 Kapitel: über die rituelle Unreinheit der Gegenstände des täglichen Gebrauchs (Geräte, Gefäße etc.)
6.2 Ohalot (אוהלות „Zelte“), auch: Ahilot („Bezeltungen“), 18 Kapitel: über die Verunreinigung von Räumen, Verunreinigung durch Berührung eines Leichnams (bzw. Verunreinigung von Personen und Dingen, die sich mit dem Leichnam unter einem Dach / im selben „Zelt“ befinden); welche Öffnungen hindern bzw. fördern das Vordringen der Unreinheit? Auffinden von Leichnamen; Gebeinstätten; Häuser von Heiden
6.3 Nega'im (נגעים „Plagen“); 14 Kapitel): handelt von der Plage des Aussatzes = Hautkrankheiten; Aussatz bei Menschen, Kleidern, Häusern
6.4 Para (פרה „junge Kuh“); 12 Kapitel: Sühne durch die Asche einer roten Kuh (Num 19)
6.5 Toharot (טהורת „Reinheiten“), euphemistisch für: Unreinheiten; umfasst 10 Kapitel: leichte Verunreinigungen bis Sonnenuntergang; nicht rituell geschlachtete Tiere (nebela); Grade der Verunreinigung durch Berührung von Unreinem; zweifelhafte Unreinheit; Verunreinigung durch Flüssigkeiten; Verunreinigung von Öl und Wein beim Pressen und Keltern
6.6 Miqwa'ot (מקואות „Tauchbäder“); 10 Kapitel: Tauchbäder, rituelle Waschungen, über Bad und Mikwe (Tauchbad). Eine Mikwe darf nur „lebendes“ (= quellendes = Fluss-) oder in Gruben gesammeltes Regen-Wasser enthalten und muss mindestens 3 Kubik-Ellen = ca. 800 Liter Wasser umfassen; Mikwe dient auch zum Eintauchen neuer Gefäße vor dem Gebrauch.
6.7 Nidda (נידה „die Menstruierende“, „Unreinheit der Frau“) bj*: über Menstruation und Blutfluss, behandelt die Reinigungsvorschriften für die Frau. Die Frau ist ihrem Mann zwölf bis dreizehn Tage im Monat verboten. 10 Kapitel über Blutfluss, Wöchnerin, Menstruierende; über samaritanische, sadduzäische und nichtisraelitische Frauen; verschiedene Lebensalter; Pubertät bei Mädchen/Heranwachsenden usw.; einziger Mischnatraktat der Ordnung Toharot, zu dem es Gemara gibt, vermutlich, weil man diese Gesetze in Babylonien nicht beachtete; [hier einige erklärende Anmerkungen zum Thema aus innerjüdischer Sicht: Nida = „menstruierende Frau“ = die rituelle Unreinheit der Frau. Die Frau ist während ihrer Menstruation (Minimum: fünf Tage) aus ritueller Sicht unrein. Erst nachdem ihre Unreinheit beendet ist – d.h. nach dem Abzählen von „sieben reinen Tagen“ und der Reinigung in der Mikwe –, darf sie Geschlechtsverkehr haben. Eine Frau, die bei sich oder in ihren Kleidern einen Tropfen Blut entdeckt – gleich welcher Färbung und sei er auch nur von der Größe eines Senfkorns –, und zwar zur Zeit der erwarteten Menstruation oder außerhalb dieser Zeit, während der Schwangerschaft, beim Stillen oder sonstwann, darf nicht mit ihrem Mann in Berührung kommen. Für sie gelten alle Vorschriften für ihre rituelle Unreinheit, die Nida. Dieses Wort bedeutet: entfernen, sich absondern, denn sie muss sofort von ihrem Mann Abstand halten und darf nicht in körperlichen Kontakt mit ihm kommen. Für orthodoxe Juden gibt es Betten mit speziellen Vorrichtungen, so dass das Ehebett während der Zeit der Nida auseinandergezogen werden kann und sichergestellt ist, dass auch während des Schlafs keine ungewollte Berührung geschieht. Die Tora verurteilt einen Mann und eine Frau, die während der Nidda miteinander Verkehr haben, sehr streng, und sie droht ihnen mit der Todesstrafe. Die Frau ist dem Mann nicht nur verboten, wenn sie Blut entdeckt, sondern auch von der „Periode“ (= mindestens 24 Stunden vorher) an, die der regelmäßigen Menstruation vorausgeht. Jede gesunde Frau hat normalerweise eine feste Menstruation, die auf eine der folgenden Arten festgelegt wird: 1. Bei einigen Frauen setzt die Menstruation an einem festen Tag im Monat ein. 2. Bei einigen Frauen nach einer festen und bestimmten Zeit, auch wenn sie nicht immer zum gleichen Zeitpunkt beginnt (zum Beispiel nach dreißig Tagen), und es ist gleichgültig, ob es nun der Fünfte oder der Zehnte des Monats ist. 3. Bei einigen Frauen setzt die Menstruation in einer zunehmenden und dann wieder abnehmenden Häufigkeit ein. 4. Bei einigen Frauen gelten die Vorschriften über die rituelle Unreinheit nicht in regelmäßigen Abständen, sondern bei festen körperlichen Anzeichen, denen die Frau entnimmt, dass ihre Menstruation kurz bevorsteht, zum Beispiel Schmerzen an bestimmten Stellen, Schwäche in den Knien, sonstige Schwäche und Müdigkeit, Schluckauf, Niesen und Ähnliches. Sollten sich diese Anzeichen regelmäßig wiederholen, können auch sie zu einem Festlegen der Menstruation dienen. Die Frau muss demnach jeden Verkehr mit ihrem Mann aufgeben, sobald sie eines der oben erwähnten Anzeichen bemerkt. Wie reinigt sich die Frau von der Nida? 1. Warten, bis die Menstruation vorüber ist. 2. Die rituellen Reinigungsvorschriften befolgen (sorgfältige Waschung, überprüfen, ob Blutung wirklich beendet, Anziehen weißer Unterwäsche, Auswechseln der Bettlaken). 3. Die sieben reinen Tage zählen (dabei zweimal täglich weiter untersuchen). 4. Mikwe: Am Ende der sieben reinen Tage geht die Frau noch vor Sonnenuntergang in die Mikwe, um sich auf das Reinigungsbad selbst vorzubereiten, das stattfindet, sobald am Himmel die ersten Sterne zu sehen sind. Zur Vorbereitung zählen Haarwäsche, sorgfältiges Kämmen, Reinigung der Fingernägel, evtl. Entfernen des Nagellacks, Ablegen von Schmuck und Haarnadeln, Putzen der Zähne, evtl. Entfernen von Schmutzflecken, die zwischen ihrem Körper und dem Wasser eine „Trennwand“ bilden könnten. Ist ihr Körper schließlich völlig sauber, geht sie in das Tauchbad und taucht vollkommen unter, weder Bücken noch Hinsetzen, sondern eine Hockstellung einnehmen, damit das Wasser alle Körperteile umhüllt. Nach einem entsprechenden Segensspruch taucht sie ein zweites Mal in derselben Weise unter. Der Abend nach dem Reinigungsbad wird als „Leil-Onata“ bezeichnet, d.h. es ist die Nacht, in der sich ihr Mann ihr wieder nähern darf. Der Mann muss seine Frau, die sich für ihn jeden Monat aufs Neue reinigt und heiligt, mit Aufmerksamkeit, Liebe und Zuvorkommenheit behandeln. Die Frau darf ihrerseits nicht das Reinigungsbad aufschieben, selbst am Schabbat oder Feiertag. Gibt es durchaus objektive Schwierigkeiten und hält sich ihr Mann darüber hinaus in einer anderen Stadt auf, darf sie das Reinigungsbad auf den Tag danach verschieben, keinesfalls damit jedoch einen ganzen Monat lang warten, selbst wenn ihr Mann nicht zu Hause ist. Die Schwangere, die Wöchnerin und die Stillende: Während der Schwangerschaft und während der Zeit, in der die Frau ihr Kind stillt, ist sie dem Mann erlaubt. Wenn sich hingegen in dieser Zeit Blutflecken zeigen, gelten alle rituellen Reinigungsvorschriften für die Frau. Aber grundsätzlich braucht die Frau in diesem Zustand nicht das Auftreten der Menstruation zu befürchten, und aus diesem Grund muss sie sich auch nicht eine Nacht vor dem gewöhnlichen Termin von ihrem Mann trennen. Nach der Geburt gilt der bisherige Monatszyklus nicht mehr; sie muss einen neuen festlegen, der sie in ihrem Verhalten leitet.]
6.8 Makhschirin bzw. Maschqin (מכשירין „Geeignetes“, „geeignet“, nämlich: unrein zu machen; umfasst 6 Kapitel): Verunreinigung durch Flüssigkeiten; auch: Maschkin / Maschqin („Flüssigkeiten“) genannt: nach Befeuchtung mit einer von sieben Flüssigkeiten können trockene Nahrungsmittel durch Berührung mit etwas Unreinem unrein werden
6.9 Zabbim (זבים „Blutflüssige“): Ausflussbehaftete (m. + w.), über die Bestimmungen Lev. 15; umfasst 5 Kapitel; vom Zählen der sieben reinen Tage, bis der Zab wieder als rein gilt; Fragen bei der Prüfung des Ausflusses; Verunreinigung durch einen Zab (mit unreinem Ausfluss Behafteter); Vergleich mit verschiedenen Arten von Unreinheiten; Aufzählung der Dinge, die Hebe untauglich (pasul) machen
6.10 Tevul jom (טבול יום „gebadet / untergetaucht [aber unrein] auf Tageszeit“; „der am selben Tag ein Tauchbad genommen hat“); 4 Kapitel: Status eines Gereinigten zwischen Tauchbad und Sonnenuntergang (so lange ist er unrein); Profanes darf er berühren; Hebe, Challa und Geheiligtes macht er jedoch untauglich / pasul, wenn auch nicht unrein; wie wirkt sich die Berührung eines Teils auf das Ganze aus?
6.11 Jadajim (ידיים „Hände“); 4 Kapitel: Unreinheit der Hände, rituelle Unreinheit, die auf die Hände begrenzt ist; Händereinigung; wodurch werden die Hände verunreinigt? Schriften, die die Hände unrein machen, d. h. zum biblischen Kanon gehören: Debatte über Hoheslied und Kohelet; das Aramäische in Esra und Daniel; Unterschiede zwischen Pharisäern und Sadduzäern
6.12 Uqtzin (עוקצים „Stengel“, „Stiele“ [der Frucht]); 3 Kapitel: das Unreinwerden von Nebenprodukten bzw. Abfallprodukten bei Früchten; Stiele, Schalen und Kerne, die Unreinheit übertragen können
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